Es motort. Genau so ist es uns ergangen. Erst fing es super an, guter Wind, alle Segel hoch! Nach ca. 1 Stunde war der Zauber vorbei und der Motor ging an. Nach ca. 25 sm von Block Island entfernt, war immer noch kein Wind in Sicht, aber nun konnten wir auch nicht mehr umkehren, da die Tide zwischenzeitlich gekippt war. Also ging es weiter immer in der Hoffnung auf Wind. Plötzlich tauchte ein Segelboot mit killenden Segeln vor uns auf. Als die Besatzung uns sah, winkte man uns. Uns war klar, die brauchten Hilfe, also steuerten wir auf die SY KALYRA zu. Da sahen wir einen Mann mit einer Augenklappe. Da wurde uns ein wenig mulmig. Von Piraterie in der Karibik hatten wir ja schon gehört, aber vor der amerikanischen Ostküste? Wir hatten nichts zu befürchten, es war ein Herrentörn nach Block Island. Der Motor auf der Kalyra brauchte dringend Öl und das konnten wir entbehren. Also wurde ein Seil zu uns rüber geworfen und so wechselte 1 Gallon Motoröl den Besitzer.
Weiter ging es für uns immer noch unter Motor. Ab und an kam Wind und wir hissten wieder alle Segel. Einmal sogar hatte Manfred den Twisket angeschlagen, um das Vorsegel auszubaumen, aber sobald alles installiert war, drehte der Wind und all die Arbeit war umsonst. Ehrlich, so viele Segelmanöver, wie wir in den 38 Stunden gemacht haben, hatten wir während der ganzen Atlantiküberquerung nicht.
Zu unserer Unterhaltung kam eine junge Möwe an Bord und setze sich aufs Vordeck. Als sie allerdings anfing, ihre Exkremente auf unserem Schiff zu hinterlassen, war Manfred's Geduld am Ende und sie musste von Bord.
Inzwischen war es Nacht und das Meer war wie Öl. Obwohl der Himmel bedeckt war und wir unter Motor liefen, hatte die Nacht etwas magisches. Seit langem haben wir nicht mehr so viel fluoreszierendes Plankton im Wasser gesehen. Plötzlich schwammen jede Menge Delfine um unser Schiff herum. Sie tauchten unter uns durch, sprangen in die Luft. Kein Wunder, wenn vom Rum berauschte Seeleute diese Tiere als Meerjungfrauen ansahen. Wir freuten uns auf jeden Fall darüber, denn so viele Begegnungen mit Delfinen hatten wir weiter im Norden nicht.
Endlich ging die Sonne auf, aber immer noch kein Wind in Sicht. Allmählich ging uns das Gebrumme ziemlich auf den Wecker, aber was konnten wir tun? Ein loses Babystag auf der Steuerbordseite erhöhte unseren Adrenalinspiegel schlagartig. Der Splint hatte sich gelöst, der Bolzen lag zum Glück an Deck. So konnten wir mit wenigen Handgriffen alles wieder in Ordnung bringen. Was ein Glück, dass dies unter Motor passiert ist
Die einzige Alternative für uns war Atlantic City und die steuerten wir auch an, weil wir keine Lust hatten noch einmal eine Nacht unter Motor unterwegs zu sein. Vor Atlantic City sahen wir eine Schule von kleinen Grindwalen und endlich hatten wir auch die Strömung mit uns. Der ausgewiesene Ankerplatz war sehr offen und die Strömung dort enorm. Wir trauten dem Frieden nicht und liegen nun sicher in einer Marina. Um uns herum tobt das Leben. Atlantic City ist das kleine Las Vegas in New Jersey. Es gibt hier jede Menge Hotels mit Casinos. Vielleicht sollten wir mal einen Einsatz wagen, denn beim Anlegen wurde ich (Barbara) von einer Möwe beschissen. So was soll ja Glück bringen- ich behaupte ja immer noch, es war der Racheakt der Möwe, die Manfred von unserem Boot verjagt hat.
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