Montag, 30. April 2012

Gute und schlechte Nachrichten


Heute morgen vor der Abreise trafen wir noch einmal die beiden wackeren Radfahren und fragten sie, ob wir ein Foto machen dürften. Ja, selbstverständlich - so könnt ihr sehen, dass es außer uns noch mehr Verrückte gibt.

Der nächste Weg führte uns zu unserem Schiff. Wir wollten wissen, was in der Zwischenzeit auf der Balimara passiert ist. Der Stringer ist sehr fachmännisch repariert und das Deck hat sich wieder gesenkt. Der Handwerker verlängerte gerade die Püttingplatte, damit die Last in Zukunft besser verteilt wird.
Nach Rücksprache mit der Werft bekamen wir die Auskunft, dass die Arbeiten sich noch bis 11.5. hinziehen würden. Uns blieb ein wenig die Luft weg, denn wir hatten gerechnet, dass wir spätestens Ende der Woche wieder auf unserem Schiff wohnen könnten. Aber nun haben wir uns damit abgefunden. Im Moment wohnen wir in einem netten Motel mit Meerblick und werden wohl die kommenden Tage das Strandleben genießen. Es könnte schlimmer sein.

Sonntag, 29. April 2012

Weiter geht's

Am Morgen treffen wir uns alle mit Cindy, Bob, McKenzie und Stephanie zum gemeinsamen Abschiedsfrühstück. Die beiden Mädchen freuen sich riesig über die mitgebrachten Bücher und die Keksausstecher in Hundeform.
Aber dann hieß es schon wieder Abschied nehmen. Danke für die schönen Tage in Columbus.

Wir fahren in Richtung Osten quer durch die Blue Mountains. Die Gegend ist wunderschön, aber die Natur ist noch weit zurück. Auf der Strecke nach Worton Creek übernachten wir noch einmal. Vor dem Hotel stehen zwei Hochräder. Ein wenig später treffen wir die Besitzer. Die beiden Männer haben sich vorgenommen, von der Ostküste der USA an die Westküste quer durch die USA mit diesen Rädern zu fahren - eine außerordentliche Leistung angesichts dieser Steigungen. Wir wünschen den beiden viel Erfolg und eine gute Reise.

Samstag, 28. April 2012

Diashow

Da heute das Wetter hier wieder sehr garstig ist, möchte keiner so gerne nach draußen gehen. Zu allem Unglück noch, habe ich mir den Magen etwas verdorben.
Also alles in allem die beste Zeit die Auswahl der Bilder unserer Reise zu zeigen. Chris, Shirley und Heinz gefallen die Eindrücke unserer bisherigen Reise.

Freitag, 27. April 2012

Familienbesuch in Columbus Ohio

Großstadtgänse??
Schon gestern Abend sind wir hier in Columbus angekommen. Wir wurden herzlich von der "Wein" Familie empfangen. Natürlich wurde geplaudert bis spät am Abend.
Heute war das Wetter wieder wunderbar. Manfred und Heinz machten einen Männerausflug zum Baumarkt während wir Frauen uns noch viel zu erzählen hatten.
Am Nachmittag drehten Manfred und ich eine kleine Runde auf unseren Fahrrädern.

Ein Anruf bei der Werft ergab, dass die Laminierarbeiten soweit erledigt sind und am Montag die stärkeren Püttings eingesetzt werden. Es geht voran.

Donnerstag, 26. April 2012

Amish Markt in Kidron, Ohio

Auf dem 1 PS Parkplatz
In Pennsylvenia und Ohio leben eine große Anzahl von Amish, die ursprünglich überwiegend aus Süddeutschland oder der deutschsprachigen Schweiz stammen. Die Amish führen ein stark in der Landwirtschaft verwurzeltes Leben. Sie leben auf althergebrachte Art und lehnen die meisten technischen Fortschritte ab. So fahren sie heute noch mit ihren Kutschen und verzichten auf motorgetriebene Fahrzeuge. Sie leben in Familien mit streng vorgegebenen Geschlechterrollen und von der Außenwelt abgeschieden.
In Kidron findet jeden Donnerstag ein großer Markt nebst Viehauktion statt. Hier ein paar Impressionen.

Im Straßenverkehr

Mittwoch, 25. April 2012

Unterwegs am Eriesee

am Strand
Den Ortsnamen nach sind wir heute durch ganz Europa gefahren: Hamburg, Dunkirk, Corfu, Genova, Hanover um nur einige Orte zu nennen. Es war eine interessante Reise am Eriesee entlang. Er ist riesig, Das andere Ufer ist nicht zu sehen.  Der See hat eine Fläche von 25,665 Quadratkilometer, ist 388 km lang und 92 km breit. Den Wellenbrechern nach zu urteilen, müssen hier bei Sturm gewaltige Wellen entstehen.

Hier einige Impressionen:

"Flitzersteine"



Erie, Aussichtsturm und Vergnügungsdampfer

Dienstag, 24. April 2012

Naturschauspiel Niagara Fälle

Bevor man die Stadt Niagara Falls erreicht, fährt man erst durch einen Industriegürtel und fragt sich, wo da das Naturschauspiel sein soll. Dann gelangt man in die Stadt, die sehr touristisch geprägt ist. Ein Casino mit bunter Leuchtschrift überragt die Stadt. Hier muss ab Mitte Mai enorm viel los sein. Jetzt aber und gerade bei dem Wetter ist die Stadt fast menschenleer, die Geschäfte teilweise noch geschlossen - eben eine Attraktion vor der Saison.
Das Tosen und Brausen der Fälle aber hört man schon weithin. Auch in unserem Hotel ist der "Sound" zu hören. Wir haben Glück, denn der Niagara Fluss hat im Moment durch die ergiebigen Regenfälle und die Schneeschmelze viel Wasser und so zeigen sich die Fälle von ihrer schönsten Seite. Leider ist es immer noch sehr böig, aber der Regen hat nachgelassen.







Noch etwas, das uns an Rheinfelden erinnert gibt es hier, das alte Wasserkraftwerk, das zusammen mit dem in Rheinfelden gebaut und betrieben wurde. Rheinfelden lieferte nur eine Woche früher den ersten Strom. Beide Kraftwerke haben noch mehr gemeinsam, sie sind ausser Betrieb und durch neue, größere ersetzt worden.

Montag, 23. April 2012

Niagara Falls im Schnee

Schon gestern hat es den ganzen Tag wie aus Eimern gegossen. Heute Morgen war es zumindest trocken bis wir alles ins Auto geladen hatten. Unterwegs in Richtung Niagara Wasserfälle wurden die Bäume immer kahler und der Regen ging in Schneeregen über. An manchen Stellen war sogar eine geschlossene Schneedecke. Da überlegten wir ganz kurz anzuhalten, um einen Schneemann zu bauen. Doch es war für uns Sonnenverwöhnte einfach zu eisig. Aber das ist alles Teil unseres Abenteuers wie John, der Besitzer der Worton Creek Marina, am Freitag zu uns gesagt hat.

Nun sind wir in der Stadt Niagara Falls angekommen. Die Fälle liegen mitten in der Stadt. Aber nun ist es schon zu dunkel, um einen ersten Eindruck zu bekommen. Wir gehen jetzt ins Restaurant und hoffen auf ein gutes Bier und ein schönes Steak. Nach der langen Fahrt sind wir hungrig!

Gerade haben wir gemerkt, dass dies der 500. Eintrag in diesem Logbuch ist. Wahnsinn!!!

Sonntag, 22. April 2012

Wochenende in Virginia

Bei Astrid, Elizabeth, Kirsten und Jon sind wir in Seaford, Virginia am Samstag Nachmittag eingefallen. Wir hatten Glück mit dem Wetter, strahlender Sonnenschein tagsüber, am Abend zogen dicke Wolken auf, die gewitterträchtig aussahen, zum Glück gab es keins. Bis spät am Abend konnten wir draussen sitzen und mit Astrid, Jon, Elisa und Anthony plauschen. Elisa und Anthony waren vor 8 Jahren ein halbes Jahr in USA an der Ostküste und auf den Bahamas unterwegs. Da gab es natürlich jede Menge Gesprächsstoff unter Fahrtenseglern.
Leider hat es in der Nacht angefangen zu regnen und hat bis jetzt 19:30 Ortszeit immer noch nicht aufgehört. Wir sind inzwischen wieder zum Zwischenstopp auf der Balimara, morgen geht es weiter zu den Niagarafällen.

Freitag, 20. April 2012

Wir kommen der Sache näher

Nun ist alles auf der Steuerbordseite freigeräumt. Am Morgen war der GFK Spezialist gemeinsam mit John an Bord und haben den Schaden noch einmal begutachtet und die Reparatur besprochen. Dabei haben wir vereinbart, dass auch die Backbordseite auf Schäden hin untersucht werden soll. Manfred hat auch da alles freigemacht. Dort ist zwar das GFK noch in Ordnung, aber an den Püttings läuft auch Rostwasser entlang. Nun haben wir die Befürchtung, wenn wir die linke Seite verstärken, dass der Druck auf der rechten Seite zu groß wird. So beschließen wir gemeinsam mit den Fachleuten, auch diese Seite mit längeren Püttings zu verstärken.

Am Montag wird der Mast gezogen und danach beginnen die Arbeiten. Wir flüchten derweil und besuchen die Niagara Fälle, die wir erst zu einem späteren Zeitpunkt besuchen wollten.

Donnerstag, 19. April 2012

Vorarbeit zur Reparatur

Heute war der Senior des Unternehmens Worton Creek Marina bei uns und hat den Schaden begutachtet. Er muss jetzt einen Lösungsvorschlag ausarbeiten und die Kosten schätzen, wir sind gespannt was dabei herauskommt. Der Mast muss gezogen werden, die Fläche rund um die Bruchstelle weiter geöffnet, das marode Holz entfernt, die Bruchstelle laminiert und das Pütting verlängert werden. Das wird mindestens die ganze nächste Woche in Anspruch nehmen und wir sollten besser aus der Balimara ausziehen, Dreck, Staub und Dämpfe vom Laminat wären nicht unbedingt gesund. Wenn wir allerdings bleiben möchten wäre das auch kein Problem.
Wir überlegen uns ob wir nächste Woche einen Ausflug machen, nach Niagara Falls, zum Eriesee und über Columbus Ohio wieder zurück. Das hängt von der für morgen erwarteten Schätzung von Zeitbedarf und Kosten ab.

Mittwoch, 18. April 2012

Beim Putzen haben wir einen Schaden festgestellt

Wir wunderten uns schon die ganze Zeit über die lose Unterwant. Als wir der Ursache nachgingen stellten wir fest, dass unser Pütting auf der Backbordseite nach oben gebogen war und ein Riss im GFK ist. Wie und wann dieser Schaden entstanden ist, das wissen wir nicht. Wir können allenfalls Vermutungen anstellen. Es ist auf jeden Fall so massiv, dass wir es unbedingt reparieren müssen und zwar bevor wir die Segel aufziehen. Der Schaden ist von der Werft aufgenommen und nun warten wir auf die Handwerker, den Rigger, den Schreiner und den Bootsbauer.
Zwischenzeitlich haben wir die Backbordseite im Boot freigeräumt, damit man dort gut arbeiten kann. Im Boot wird es dadurch nicht unbedingt gemütlicher. Es sieht aus, als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Am liebsten würde ich schreien: "Ich bin ein Star, holt mich hier raus". Nützt aber alles nichts, da müssen wir durch. Zum Glück können wir dem Chaos zumindest am Wochenende entfliehen, denn wir wollen Astrid, Jon und die Kinder in Seaford besuchen.



Die Ursache für die losen Wanten, das aufgebogene und eigerissene Deck ist gefunden. Natürlich an der ungünstigsten Stelle, hinter der Schalttafel/Elektroverteilung ist die, mit 6 Schrauben und Gegenplatte verschraubte, Püttingplatte aus der Verankerung gerissen. Das Sperrholz im Laminat scheint durch Feuchtigkeit, von oben eingesickert und nicht wieder ausgetrocknet, allmählich verfault zu sein.
Zum Glück ist das nicht mitten auf dem Atlantik passiert.

Dienstag, 17. April 2012

Wir haben sie: die neue Cruising Permit

Seit Tagen hing das wie ein Damoklesschwert über uns. Unsere alte Cruising Permit ist ausgelaufen und wir mussten eine neue haben. Normalerweise hätten wir dazu unser Boot für 2 Wochen außer Landes bringen müssen. Aber wo erhält man eine neue, wenn die alte abgelaufen ist. Ein Anruf genügte und wir wurden an die Zollbehörde in Baltimore verwiesen. Also erst einmal alle Papiere zusammengesammelt, rein ins Auto und nach Baltimore. Das Amt haben wir schnell gefunden und die zuständige Dame auch. Die fragte kurz nach, verlangte unser Visum und tippte dann die neuen Daten in den PC. Anschließend wurde das Dokument ausgedruckt und an uns übergeben und das alles ohne einen Cent zu bezahlen. Uff, da ist uns echt ein Stein vom Herzen gefallen. Das alles hatte uns doch sehr viele schlaflose Nächte bereitet. Im schlimmsten Fall hätten wir Einfuhrzoll bezahlen müssen.

Auf der Heimfahrt belohnten wir uns mit einem schönen Essen im Boat House in Annapolis. Das Lokal kannten wir schon vom letzten Jahr. Wir amüsierten uns, über die Seejungfrau mit Bikinioberteil.

Im kleinen Städtchen Centreville kamen wir in einen Stau und da konnten wir dieses schöne Haus fotografieren.


Montag, 16. April 2012

Mobiler Hotspot

Heute ist unsere Geduld sehr strapaziert worden. Nach mehreren Anläufen in Philadelphia hatten wir endlich alle Unterlagen zusammen, um einen Mobilen Hotspot von Verizon zu kaufen und einen monatlichen Vertrag dafür abzuschließen. Aber leider war es doch nicht ganz so einfach, aber wir haben eine Lösung gefunden. Nach 3 Stunden und mehreren Telefonaten hatten wir endlich das begehrte Gerät in der Tasche und konnten zum Schiff gehen. An Bord sind wir nun wieder online und müssen nicht mehr in fremden Netzen wildern, die sowieso fast 12 Meilen von unserer Marina entfernt liegen.

Dafür haben wir hier die Idylle pur, Rauchschwalben und Fischreiher fliegen um uns herum und der Sternenhimmel am Abend ist einfach grandios.

Sonntag, 15. April 2012

Reinigungsaktion

Nach einem Tag Schwerstarbeit glänzt unser Mädchen wieder. Es war gar nicht so einfach, den ganzen Winterdreck herunterzubekommen, aber mit Hochdruckreiniger, Bürste, Muskelkraft und Putzmitteln ging es dann doch.
Im Moment müssen wir in Chestertown in den freien Netzen wildern. Bei uns draußen in der Prärie gibt es keinen guten Internetanschluss. Noch ist es uns nicht gelungen, das WIFI-Gerät von Verizon zu kaufen, aber wir arbeiten dran.




Samstag, 14. April 2012

Feuchte Überrschung

Die erste Nacht auf der Balimara haben wir sehr gut geschlafen und sind am Morgen von der Sonne geweckt worden. Nach einer Tasse Kaffee machten wir uns an unser Tagewerk. Es gibt noch viel zu tun, bevor unser Schiff wieder in alten Glanz erstrahlt. Bei der Kontrolle der Bilge sahen wir, dass ziemlich viel Wasser dort war. Sonst ist sie immer knochentrocken. Wir machten uns sofort auf die Spurensuche, denn nichts ist schlimmer als Wasser im Schiff. Der Übeltäter war schnell gefunden. Ein Riss in der Leitung nach dem Seeventil. Das konnte Manfred einfach reparieren. Schwieriger allerdings gestaltete sich die Beseitigung der Flecken auf dem Deck. Denen müssen wir mit dem Hochdruckreiniger zu Leibe rücken, aber bei Sonnenschein und Temperaturen um die 26°C macht das noch richtig Spass.

Freitag, 13. April 2012

BALIMARA schwimmt wieder

Als wir aus Philadelphia los fuhren, hatten wir noch die Info, dass aufgrund der Windverhältnisse zu wenig Wasser im Worton Creek wäre und es deshalb nicht sicher ist, ob unser Schiff gekrant werden könnte. Als wir dann bei strahlendem Sonnenschein in der Marina ankamen, sahen wir unser Schätzchen schon im Wasser schwimmen. Sie ist zwar noch ein wenig staubig innen und außen, aber das gehört nach dem Winterlager dazu. Endlich dürfen wir nach 6 Monaten wieder in unserer geliebten Koje schlafen.

Donnerstag, 12. April 2012

Philadelphia hat viele Gesichter

Bisher haben wir die Stadt außerhalb des Zentrums beschrieben und in Bildern gezeigt. Philadelphia hat aber viele Gesichter.
Das Geschäftsviertel 

Auch den haben wir in der Stadt
gesehen, vermutlich ein naher Verwandter
des bei uns bekannten Buntspechts

City Hall aus der Market Street kommend

noch mehr Hochhäuser

Eines der vielen Wandbilder, die über die ganze Stadt
verteilt sind und alle möglichen Stilrichtungen zeigen
Tja, dann wäre da noch die Firma Apple, das neue iPad hat es mir angetan. Da in einer großen Stadt auch alle möglichen Geschäfte sind und die Gelegenheit sehr günstig war, kam es wie es kommen musste, einem "neuen" iPad konnte ich nicht widerstehen. Jetzt ist der Tag wohl gerettet.

Mittwoch, 11. April 2012

Philadelphia



Wolkig mir sonnigen Abschnitten und 18°C, genau das richtige Wetter für eine Stadterkundung. Philadelphia ist die Stadt der brüderlichen Liebe, da hier jeder seine Religion frei leben darf und gleichzeitig die Wiege der Nation, hier wurde 1776 die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten ausgearbeitet, unterzeichnet und verkündet. Entsprechend viel
Geschichtsträchtiges ist hier zu sehen. Auch die Kultur kommt nicht zu kurz. Es gibt jede Menge Museen, Theater und andere Kultureinrichtungen. Überall in der Stadt sieht man riesige Wandbilder, die auf Häuserfassaden gemalt sind.





Die alte Bausubstanz wurde in einigen Stadtteilen sehr gut erhalten, ebenso wie die engen Gassen, die immer noch mit den Ballaststeinen der Segelschiffe gepflastert sind, die aus Europa kamen.
Für uns hat die Stadt viel Charme. Wir fühlen uns wohl hier. Besonders freut uns, dass die japanischen Kirschbäume noch blühen. Das sieht wunderschön aus.

Dienstag, 10. April 2012

We are sailing to Philadelphia - 2. Atlantiküberquerung


Dienstag, 27.3.2012

Während der Verabschiedung von Alijda flossen ein paar Abschiedstränchen und dann war es soweit. Das Taxi stand vor der Tür. Am Bahnhof in Bad Godesberg bekamen wir noch einen früheren Zug. Das war auch gut so, denn auf allen Bahnstrecken scheint repariert zu werden.  Alles lief reibungslos und so kamen wir gegen 15:30 in Antwerpen an. Der Agent sagte, wir könnten gleich an Bord gehen, also nichts wie rein ins Taxi und zum Kai 246 am Mannheimweg! Fällt euch da was auf? Ist das nicht ein netter Gruß aus unserer alten Heimat.

Die Taxifahrt war etwas abenteuerlich, eine Mischung aus „Ziemlich beste Freunde“ und „Wo du wolle“. Aber wir sind unversehrt am Schiff angekommen und das war die Hauptsache.



Die Beladung der Independent Accord war in vollem Gange. Trotzdem begrüßten uns alle recht freundlich und entschuldigten sich noch dafür, im Moment keine Zeit für uns zu haben. In Null Komma Nichts schleppte die Crew unsere schweren Taschen ins D Deck. Ein Trinkgeld für ihre Hilfe lehnten sie aber strikt ab.



Mittwoch, 28.3.2012

Wir haben eine große, geräumige Kabine bestehend aus zwei Räumen – ein Schlaf- und ein Wohnzimmer. Zur Begrüßung stand ein Obstkorb für uns bereit.
Wir werden fast wie Könige behandelt hier an Bord, jeder ist sehr bemüht und fragt nach unseren Wünschen. Der dritte Offizier namens Mario wird uns das Schiff zeigen und unsere Fragen beantworten, aber erst, wenn die Ladung an Bord ist.

Um 15 Uhr ist es dann soweit. Das Schiff legt ab und fährt in die Schleuse – die Reise beginnt. Innerhalb kürzester Zeit herrscht in der Schleuse eine drangvolle Enge. Mit uns werden 3 andere Schiffe geschleust. Der Lotse ist auch an Bord, um uns durch das schwierige Scheldefahrwasser zu führen.





Donnerstag, 29.3.2012

Allmählich fällt alles von uns ab. Die leichte Vibration und das Schaukeln lässt uns gut schlafen. Fast hätten wir heute Morgen das Frühstück verpasst. Anschließend ging es für uns auf die Brücke. Endlich können wir unser früheres Fahrgebiet von oben genießen. Es ist viel los im Verkehrstrennungsgebiet. Sogar ein Fischer holt in aller Ruhe seine Bojen ein.
Unser geliebtes Fécamp liegt irgendwo querab im Dunst. Unser Gedanken gehen zur Vierge de la Salut. Wir bitten sie um eine gute Fahrt für Schiff und Mannschaft, wie es die Fischer tun, wenn sie aufs Meer fahren.

Die See ist aalglatt. Draußen vor Neufundland jedoch braut sich ein Sturm zusammen. Es könnte sein, dass wir davon auch etwas abbekommen.


Freitag, 30.3.2012



Heute ist der erste und einzige Stopp während unserer Reise: Liverpool. Natürlich wollen wir der Stadt einen Besuch abstatten, aber nun wird uns bewusst, dass wir auf keinem Vergnügungsdampfer sind, sondern auf einem Cargo-Schiff. Gegen 17 Uhr sollen wir ankommen, aber bis wir längsseits liegen und die ganzen Formalitäten erledigt sind, damit wir von Bord können, ist bereits nach 18 Uhr. Die Fahrt in die Stadt dauert auch noch mal eine halbe Stunde und dann ist es bereits dunkel. Wir könnten sowieso nur höchstens 3 Stunden bleiben, da wir wieder rechtzeitig an Bord sein sollen. Schweren Herzens verzichten wir auf den Besuch von Liverpool, der Geburtsstadt meiner über alles geliebten Beatles! Wir nehmen uns vor, irgendwann einmal eine Nostalgietour durch England zu machen. Schließlich haben wir nun die 100 engl. Pfund als Startkapital für die Reise.

Die Hafeneinfahrt war spektakulär. Die Hafenanlagen sehen recht alt und mitgenommen aus und sind für die moderne Seefahrt ungeeignet. Die Schiffe müssen auf engem Raum manövrieren und gegenseitig ausweichen. Fast mutet es an wie ein Schiffsballett, aber wir können uns vorstellen, dass sich die Kapitäne bei diesen Anlegemanövern manche Schweißperle von der Stirn wischen müssen.

Dank Satellitenempfang endet unser Abend mit der Fernsehsendung „Lanz kocht“, die das Menü der Titanic am Tag des Untergangs zum Thema hat. Eine richtige Einstimmung für den Start unserer morgigen Atlantikpassage.


Samstag, 31.3.2012 – 1. Seetag

Mitten in der Nacht hieß es für die Independent Accord: „Leinen los“. Wir schliefen zu der Zeit schon ganz tief (ein Vorteil dieser Form der Überquerung) und wurden nur durch die veränderte Vibration und die Schaukelbewegungen kurz wach.

Als wir am Morgen zum Frühstück gingen, fuhren wir gerade am südöstlichen Ende von Irland vorbei. Der letzte Leuchtturm in Europa Tuskar Rock verabschiedete uns. Noch sahen wir jede Menge Schiffe um uns herum.


Sonntag, 01.04.2012 – 2. Seetag


Das sonnige Wetter hat sich endgültig verabschiedet. Am Himmel hängen dicke, graue Wolken, aber zum Glück sind die Temperaturen noch angenehm. So weit wir schauen nur noch Wasserwüste. Es sind auch keine Schiffe mehr zu sehen. Wir lieben diese Einförmigkeit. Sie macht bei uns im Kopf Platz für Neues, sozusagen Frühjahrsputz fürs Gehirn. Auf dem Schiff werden die immer gleichen Tage durch die Küche aufgelockert. So gibt es am Samstag immer „German Soup“. Das ist eine weiße Bohnensuppe mit Würstchen und am Sonntag zum Frühstück Pfannkuchen mit Nutella. Das muss für die Seeleute eine ganz besondere Köstlichkeit sein, denn als der Steward Jonathan uns das Glas hinstellt, leuchten seine Augen. Ja, er liebe Nutella über alles.
Da wir in Richtung Westen fahren wird heute die Uhr um eine Stunde zurückgestellt.



Montag, 02.04.2012 – 3. Seetag

Draußen auf dem Atlantik lauert ein ziemlich ausgeprägtes Tiefsystem, das nichts Gutes verspricht. Die Crew beobachtet es schon eine ganze Zeit, um wenn notwendig, etwas auszuweichen. Es werden Wellen bis zu 6 Metern Höhe erwartet und Windgeschwindigkeiten bis 8 Beaufort (40 Knoten). Hoffen wir, dass wir das Tief nur am Rande streifen. Noch ist die See ruhig. Auch heute wurde die Uhr wieder um eine Stunde zurück gestellt.

Das Essen an Bord ist sehr abwechslungsreich und gut. Es wird ein englisches Frühstück serviert mit Eiern und Speck. Mittags und abends gibt es eine warme Mahlzeit. Die Portionen sind für starke Seemänner. Wir haben den Koch gebeten, uns nur eine kleine Portion auf den Teller zu machen. Das reicht für unseren Bedarf allemal.



Dienstag, 03.04.2012 – 4. Seetag

Uff, das ist gerade noch gut gegangen. Am ersten Tief sind wir vorbeigeschrammt, aber noch gibt es einige Wetterkapriolen auf unserer Route. Hoffen wir, dass auch die sich in Nichts auflösen.
Nun gibt es wieder einige sonnige Abschnitte. Das Wetter ist richtig angenehm und mild, für uns erstaunlich für diese Jahreszeit auf dem Atlantik.

Die Crew besteht aus 21 Personen aus vier Nationen, Rumänien, Kroatien, Russland und Philippinen. Die Offiziere haben meist einen 4 Monatsvertrag und danach 2 Monate frei. Die philippinische Crew hat Verträge die über 10 Monate im Bedarf mit 2 Monaten Verlängerung dauern. Danach haben sie zwei Monate frei. So ist ein ständiger Wechsel an Bord. Wir haben 21 Individualisten erlebt. Aufgrund des ständigen Kommens und Gehens an Bord sprechen sich die Männer nicht mit Vornamen, sondern mit der Funktion an z.B. Cookie für den Koch, Messi für den Stuart, Captain  oder Third für den dritten Offizier. Daran mussten wir uns erst gewöhnen. Als wir unseren Stuart „Jonathan“ gerufen haben, hat er nicht reagiert, so sehr ist er auf „Messi“ programmiert.


Mittwoch, 04.04.2012 – 5. Seetag

Als wir heute morgen aufwachen, ist draußen dichter Nebel. Wie wenn man einen Schalter umdreht, begannen gegen 6 Uhr größere Schiffsbewegungen, die einen höheren Wellengang und mehr Wind anzeigen. Wenn wir nun die Treppen rauf und runter gehen, bekommen wir entweder eine Beschleunigung oder wir haben das Gefühl den Mount Everest zu besteigen. Zum Glück ist das Treppenhaus ganz eng und links und recht ist ein Handlauf, an dem man sich gut festhalten kann. Seit heute morgen ist auch das Vorschiff gesperrt. Es darf nur  noch mit Erlaubnis des Kapitäns betreten werden.
Die Wettervorhersage sieht nicht gut aus. Vor uns liegt wieder ein gewaltiges Tief, das hoffentlich nach Norden zieht, aber wir werden dieses Mal ganz bestimmt etwas davon abbekommen. Im Wetterbericht ist auch von Eisbergen vor Neufundland die Rede. Da kommen Erinnerungen an die Titanic hoch, die vor genau hundert Jahren einen Eisberg gerammt hat und unterging.

Die Wetterbedingungen verschlechterten sich den Tag über zusehends. Der Wind wurde immer stärker (ca. 45 Knoten) und die Wellen immer höher (bis 6 Meter). Vor dem Abendessen klopfte es an die Tür. Es war der Kapitän, der sich nach unserem Befinden erkundigte. Er war sichtlich erleichtert, uns so munter zu sehen.

Auch haben wir wieder eine Zeitzone überschritten, weshalb die Uhr nochmals um eine Stunde zurück gestellt wurde.


Gründonnerstag, 05.04.2012 – 6. Seetag

Als wir heute morgen aufwachten, war der Sturm so gut wie vorbei, vielleicht auch nur gefühlt, da die Sonne schien und alles nicht mehr ganz so schlimm aussah.
Das Sturmtief hat sich nach Norden verzogen. Bei unserem täglichen Besuch auf der Brücke sahen wir noch eine Reihe von Tiefdruckgebieten vor uns auf der Wetterkarte. Das eine oder andere könnte uns noch gefährlich werden.
Nach dem Essen bekam Manfred eine Führung durch das Herz des Schiffes, den Maschinenraum.
Die Antriebsmaschine mit 7 Zylindern und über 20.000 PS nimmt unter Deck 4 Stockwerke Platz in Anspruch. In deren Umgebung sind die Anlage zur Vorheizung des Treibstoffs, Motoröl- und Treibstofffilter, Zweikreis-Kühlanlage und jede Menge Pumpen für unzählige Aufgaben untergebracht. Eine Wassergewinnungsanlage, die mit Motorabwärme als Energie bis zu 18.000 l Wasser am Tag erzeugt und damit den (Trink-)Wasserbedarf von ca 10.000 l pro Tag deckt, drei Stromgeneratoren, Abwasseraufbereitungsanlage und Ölabscheider ergänzen die Ausrüstung.
Das ganze wird von eine Zentrale, unterstützt durch ein Prozessleitsystem, unabhängig von der Brücke gesteuert und überwacht. Die klassische Signalanlage, aus Messing und großen Anzeigen wie sie aus den alten Filmen bekannt ist, besteht aus einem kleinen Schalthebel im Taschenformat. Das ganze wird von einer 4 köpfigen Mannschaft betrieben und gepflegt.

Jonathan, unser "Messy"
Auf dem Schiff herrscht eine strenge Trennung. Die Offiziere haben einen eigenen Speiseraum, in dem auch wir auch essen. Die philippinische Mannschaft hat ihre eigenen Räumlichkeiten. Auch zwei der Philippinen, die es in die höheren Ränge geschafft haben (2. Offizier auf der Brücke, 3. Maschinist), essen gemeinsam mit ihren Landsleuten. Auch der Speiseplan ist unterschiedlich. Während die Offiziere europäisches Speisen bekommen, gibt es auf der anderen Seite philippinisches Essen.

Karfreitag, 06.04.2012 – 7. Seetag
Die Nacht war ziemlich unruhig. Wir hatten bis zu 6 Meter Welle und Wind bis 56 Knoten. Das war ganz schön heftig. Zum Glück werden wir nicht seekrank, so konnten wir auch dieses Geschaukel noch genießen.
Der Himmel ist bewölkt mit sonnigen Abschnitten, allerdings steht der Schwell noch von dem vorangegangen Sturm und so bewegt sich das Schiff immer noch wie ein bockiges Pferd. Auf der Brücke erfahren wir, dass noch mehrere Tiefs im Anmarsch sind denen wir wohl nicht entkommen werden – Seemannsalltag.
Am Himmel fliegt ein Schwarm Möwen untrügliches Zeichen, dass  Land (Neufundland) nicht so weit weg ist. Noch sind es 1,100 sm bis zu unserem Ziel Chester. Auch heute stellen wir die Uhr wieder eine Stunde zurück.

Ostersamstag, 07.04.2012 – 8. Seetag

Heute hatten wir ein ganz besonderes Vergnügen – eine Sicherheitsübung. Der Kapitän hatte uns schon vorgewarnt. Er dachte wohl aufgrund unseres Alters, wir könnten einen Herzinfarkt bekommen, wenn der Alarm losgeht. Für uns war es Spaß, ein wenig Abwechslung im Bordalltag.



Ostersonntag, 08.04.2012 – 9. Seetag



Die ganze Nacht weht es mit bis zu 9 Windstärken. Es regnete wie aus Kübeln. Der Himmel ist voller dunkler Wolken, nur ab und zu ist der Vollmond zu sehen, was eine ganz gespenstige Stimmung verbreitet. Das Schiff rollt in den Wellen.

Mit den begrenzten Bordmitteln wird  Osterstimmung verbreitet. Es gibt mit Zwiebelschalen gefärbte Eier und ein paar Grußmails der Reederei hängen am schwarzen Brett. Aus allen Ecken tönt es „Happy Eastern“.

Allmählich wird es Zeit, dass wir ankommen. Wir freuen uns auf Spaziergänge, Stadterkundung und die bunten Farben an Land und natürlich auch auf unser Segelboot, dass hoffentlich bald wieder in seinem Element schwimmen wird.

Ostermontag, 09.04.2012 – 10 Seetag

Wir werden durch ein Pfeifkonzert geweckt. Aus dem Nichts hat sich ein weiteres Tiefdruckgebiet entwickelt und erfreut uns nun mit 53 Knoten Wind – nicht gerade ein netter Empfang in den USA.

Vor Sonnenuntergang - Endlich – Land in Sicht! Das ist wie immer der aufregende Teil einer so langen Reise. Auch das Wetter hat sich beruhigt.


Dienstag, 10.4.2012 – 11 Seetag Ankunft in Chester bei Philadelphia

Nach 3956 sm  haben wieder festen Boden unter den Füssen. Die Fahrt mit dem Containerschiff war ein ganz besonderes Erlebnis. Es ist noch Winterhalbjahr, deshalb hatten wir viele Tiefdruckgebiete mit Stürmen. Die Crew war sehr hilfsbereit und nett. In unserer geräumigen Kabine fühlten wir uns wohl.
Von Seefahrtsromanik allerdings ist auf den Containerschiffen nichts zu spüren. Es ist ein hartes Leben, das die Seeleute führen. Monatelang weg von zu Hause und aufgrund der kurzen Liegezeiten gibt es kaum Möglichkeiten an Land zu gehen. Je schneller die Fracht von A nach B transportiert wird, desto besser. In Zeiten der Wirtschaftskrise fallen die Frachtraten ins Bodenlose. Es ist ein harter Kampf. Auf der Independent Accord arbeiten im Moment 21 Menschen. Wir haben großen Respekt vor  ihrer Leistung.
Während der Überfahrt hat jeder von uns die 10 mitgebrachten Bücher gelesen. Die bleiben hier an Bord für die nächsten Gäste. Dann haben wir endlich aus all den bisher gemachten Bildern eine Auswahl für Vorführungen zusammengestellt. Eine Rohfassung von Lindas Lebensgeschichte ist auch fertig. Allerdings fehlen noch die Fotos aus all den Jahren. Hier auf dem Schiff hatten wir Zeit, um all die Dinge zu erledigen, die wir schon lange vor uns hergeschoben haben.